Die Systemische Hörtherapie nach Prof. A. Tomatis

Die systhemische Hörtherapie nach Prof. A. Tomatis

Der französische Hals-Nasen-Ohren-Arzt Dr. A. Tomatis (01.01.1920-24.12.2001) begründete die Wissenschaft der Audio-Psycho-Phonologie (APP), die sich mit dem Hören als Grundlage für die verschiedensten Funktionen unseres Körpers und Geistes beschäftigt. Denn bei einer gestörten Hörwahrnehmung kann es auch zu neuronalen Fehlschaltungen im Gehirn kommen. Die Folge sind oft Gleichgewichtsprobleme, Unsicherheit in der Motorik oder Motivationsverlust und Konzentrationsstörungen.

Dr. A. Tomatis widmete sich zu Beginn seiner Tätigkeit der Behandlung von Sängerinnen und Sängern, die unter berufsbedingter partieller Taubheit litten. Er stellte fest, dass der Störung des Sprechvermögens häufig eine Störung des Hörvermögens zugrunde lag. Offensichtlich hatten seine Patienten “verlernt”, bestimmte akustische Frequenzen wahrzunehmen. Daraufhin versuchte er, das Hören (und damit die Stimme) seiner Patienten wiederherzustellen, indem er deren Gehör stimulierte. Er entwickelte im Laufe der Jahre eine besondere Therapie, die heute als Hörtherapie nach Tomatis bekannt ist. Mit seiner Methode behandelte er unter anderem erfolgreich die Sängerin Maria Callas oder den Schauspieler Gérard Depardieu. Seit Begründung der Hörtherapie wird diese ständig anhand der neuesten Forschungsergebnisse und -erfahrungen weiterentwickelt.

Bei der Hörtherapie nach Dr. Tomatis wird – ähnlich wie bei anderen neurophysiologischen Behandlungstechniken – eine intensive, entwicklungsorientierte Stimulation zentralnervöser Strukturen des Gehirns durchgeführt, um deren Reifung anzuregen und ihre Funktionen zu verbessern. Der Funktionskreis der vestibulärenakustischen Reizaufnahme und -verarbeitung und deren Umsetzung in Bezug auf Körpertonus und Bewegungskoordination, sowie Sprachentwicklung wird dabei angesprochen. Es findet eine intensive Stimulation des Gleichgewichtssinns und der Hörbahnen sowie der entsprechenden zentralnervösen Strukturen, insbesondere im subkortikalen Bereich des Gehirns und des vestibulären Systems statt. Die besondere Bedeutung des vestibulären Systems für die Hirnreifung und -funktion sowie für die Entwicklung von Körperschema und Raumorientierung ist heute in der Kinderheilkunde und Neurophysiologie allgemein anerkannt.

Zudem wird durch die Behandlung das Hörvermögen deutlich verbessert und stabilisiert. Erreicht wird dies durch eine Kombination von stimulierenden, konditionierenden und aktiv ebenden Verfahren (Audio-Vokales Training) mit Hilfe des so genannten “elektronischen Ohres” als Übungsgerät. Durch die Zufuhr von Außenreizen in ausreichender Menge und verträglicher Form ist die gezielte Aktivierung des Gehirns über das Ohr möglich. Damit schafft die Hörtherapie nach Tomatis die entscheidenden Voraussetzungen für Nachentwicklung und Rehabilitation.

Aufeinander aufbauend wird bei der Hörtherapie den Klienten mit dem “elektronischen Ohr” Musik von Mozart, Gregorianischen Gesängen und gegebenenfalls der Stimmaufnahme der eigenen Mutter in einer den individuellen Behandlungsbedürfnissen angepassten Weise eingespielt. Dabei kann die Hörtherapie die Wahrnehmungsleistung des Ohres entscheidend verbessern. Das Gefühl für Gleichgewicht wird sicherer und das Hören differenzierter und präziser. Kommunikation und Sprache können sich entfalten und verbessern. Das Selbstbewusstsein und das Selbstwertgefühl werden gefördert.